Nach den Halbjahreszeugnissen bekam es der 8. Jahrgang mit einer Fülle an Bausteinen zur Berufsorientierung zu tun. Der Startschuss fiel mit dem zweiwöchigen Betriebspraktikum, in welchem die Schülerinnen und Schüler erstmals unmittelbar mit der Arbeitswelt konfrontiert wurden. Mal reinzuschnuppern in die Berufswelt „da draußen“ – das war das Ziel und die meisten Schülerinnen und Schüler hatten viel Freude in ihren selbstausgewählten Betrieben. Schon bald darauf folgte der nächste Programmpunkt: Die Berufsfelderprobung in Flensburg vom 23. März bis 5. April.
Bevor wir allerdings in den Bus nach Flensburg einsteigen konnten, nahmen die 71 Schülerinnen und Schüler bereits im Januar eine Umleitung über das städtische Jugendaufbauwerk, um dort an dem zweitägigen Stärkencheck – auch Potenzialanalyse genannt – teilzunehmen. Dort wurde in Kleingruppen TEAMARBEIT großgeschrieben, denn es galt, ganz unterschiedliche und knifflige Aufgaben im Wettbewerb zu den anderen Gruppen zu lösen. Schnell zeigte sich, dass in unseren Lernenden eine ganze Reihe an Stärken steckte – oft auch welche, von denen die Schülerinnen und Schüler bis dato gar nichts gewusst hatten. Eine ganz neue Erkenntnis für viele!
Mit diesen positiven Erfahrungen und einem im Nachgang zur Potentialanalyse geführten Auswertungsgespräch mit den „Beobachtern“ stellten wir uns an die Bushaltestelle Klaus-Groth-Straße. Bereits vier Wochen vorher hatten nämlich alle Beteiligten aus 11 völlig unterschiedlichen Berufsfeldern vier Berufsfelder für sich gewählt. Jede und jeder und selbst die begleitenden Klassen- und Fachlehrkräfte waren total aufgeregt, als sie das erste Mal nach Flensburg zum Harnis fuhren. Dort wurden alle fleißigen, jungen Arbeiter jeden Morgen vom Personal der Kreishandwerkerschaft gut gelaunt in Empfang genommen. Alle fühlten sich an ihrer neuen Arbeitsstätte sehr schnell gut und willkommen aufgenommen.
Besonders viel Action gab es immer in den Werkstätten zu beobachten, also in der Holztischlerei, beim Metall- und Mauerbau, beim Fliesenlegen und in der Elektro-Abteilung. Hier wurde in schweißtreibender Arbeit bei Lärm und Schmutz gesägt, gehobelt, gefeilt, geschliffen, poliert, gespachtelt oder geschlämmt. Und das Tolle daran war: Am Ende eines Arbeitstages blickte man in stolze Gesichter, denn die fertigen und beeindruckenden Produkte und Kunstwerke durften immer mit nach Hause genommen werden!
Aber auch in der Schneiderei, Verwaltung oder in der IT, beim Friseur sowie in der Gesundheit und Pflege war niemand untätig. Hier wurden coole Tücher genäht, Computer in alle Einzelteile zerlegt, ein Druckverband angelegt, der Blutzuckerspiegel gemessen oder bei der besten Freundin die Haare neu gestylt. Wer es sich gut gehen lassen wollte und Entspannung suchte, war in der Kosmetik für ein Gesichtsmakeup richtig aufgehoben.
Für die begleitenden Lehrkräfte spielte übrigens das Berufsfeld „Hauswirtschaft“ eine durchaus wichtige Rolle. Denn nach so vielen intensiven Eindrücken mussten sich die Lehrkräfte natürlich stärken. Sehr gern servierten die Hauswirtschaftsleute ein leckeres Hauptgericht oder einen kleinen Imbiss. Was kann es für Lehrkräfte Schöneres geben, als sich von seinen eigenen Schülern bedienen zu lassen?
Nach zwei Wochen Berufsfelderprobung gingen die 8. Klässler mit zahlreichen Eindrücken aus der Arbeitswelt und vielen Erfolgserlebnissen nach Hause und viele sind ihrer Berufsfindung sicher ein Stückchen näher gekommen. Und falls man doch einmal nicht so zufrieden war mit einem gewählten Berufsfeld, gelangte man wenigstens zur Erkenntnis, dass man in diesem Bereich zukünftig nicht weiter tätig zu werden braucht. Einig waren sich die Schüler vor allem darin, dass es richtig Spaß gemacht hat, aber Arbeiten auf jeden Fall viel, viel anstrengender als Schule ist!
Text: S. Schubert